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4. September, 3. Tag der Studienfahrt

Die Nacht hatten wir in der Jugendherberge von Bad Mergentheim verbracht. Wie üblich wurden wir kurz nach 7.00 Uhr geweckt. Dies geschah vielleicht zum Leidwesen einiger Knaben, die am Abend zuvor ein wenig zu viel von dem "so billigen" Wein getrunken hatten. Da half aber kein Murren, man mußte raus. Jetzt machten wir uns an die Routinesachen: Waschen, frühstücken, Bettenmachen, Zimmer ausfegen usw.

Kurz vor 10.00 Uhr waren wir alle fertig und versammelten uns dann, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu bewundern. Hier muß gesagt werden, daß wir uns einen Führer nehmen wollten.

Aber es war leider keiner aufzutreiben. Ob er sich schnell verdrückt hat, als er unserer ansichtig wurde, kann man heute nicht mehr genau feststellen. Jedenfalls entschloß sich Herr Koop, ihn zu vertreten und uns ein guter Führer zu sein.

Die Besichtigung fing mit einer Kirche an. Danach bummelten wir in Richtung Schloß. Unterwegs gab es einige alte Häuser zu sehen, und schließlich kamen wir zu einem Hufschmied. Die Abwechslung war uns allen recht, und so blieben wir einige Zeit dort. Danach gingen wir zum Ritterordensschloß. Ah! Auch hier gab es wieder eine Kirche, die Schloßkirche! Wir besichtigten sie, dann Teile des Schlosses und zum Schluß bestiegen wir (Schüler) den Turm.

Nach dem Mittagessen fuhren wir mit den Rädern nach Stuppach. Hier konnten wir für ein kleines Entgeld die Madonna von Grünewald besichtigen. In der Besichtigung war ein Vortrag über das Werk inbegriffen. Wir konnten zwischen einem Tonband und einer älteren Dame wählen. Wir wählten die Dame… aber wir hätten das Tonband nehmen sollen.

Die Stuppacher Madonna wurde 1517 - 1519 von Matthias Grünewald gemalt. Sie war das Mittelbild des Altars der Maria- Schnee-Kapelle in Aschaffenburg. Das Gemälde kam aber ins Ordensschloß von Bad Mergentheim. Die Madonna wurde übermalt und nach Stuppach verkauft. Dort um 1900 entdeckte man das Grundbild.

Grünewald ist zwischen 1470 und 1480 geboren. Von 1504 bis 1519 war er in Seligenstadt bei Aschaffenburg tätig. Dann wurde er der Hofmaler beim Erzbischof in Mainz, bei Uriel von Gemmingen und bei Albrecht von Brandenburg, diesen mußte er aber verlassen, weil Grünewald Neigung zum Luthertum hatte.

1527 ging er nach Frankfurt und wurde Wasserkunstmeister. Er starb 1528 in Halle.

Grünewald war seinerzeit neben Dürer der bedeutendste Maler.

Nach dem Abendbrot hatten wir Ausgang, Einige von uns vergnüg­ten sich beim Twist mit einem Schifferklavier. Die Stilleren setzten sich in eine Kneipe und tranken einen Schoppen Wein... ..oder vielleicht auch mehrere.

Bad Mergentheim

Diese Stadt zeigt zwei Gesichter. Auf der einen Tauberseite liegt das alte Mergentheim. Hier fällt uns sofort der alte, ehrwürdige Marktplatz aus dem Mittelalter ins Auge. Am Rande steht ein vornehmes Ritterhaus mit seinen treppenförmigen Giebeln. In einem anderen Fachwerkhäuschen, das auch nahe am Marktplatz steht, hat Eduard Mörike lange Zeit gewohnt.

Weitere Sehenswürdigkeiten des alten Mergentheim sind die Ma­rienkirche, erbaut im 14. Jahrhundert, in deren Inneren sich das Grabmal eines Hochmeisters des Deutschen Ritterordens be­findet (das Grabmal wurde von Hans Vischer geschaffen), dann die gotische Stadtkirche St. Johannes sowie 4. das Schloß des Deutschritterordens mit seinen Höfen, Portalen, Türmen und den Innengebäuden. Dazu kurz etwas über die Geschichte der Deutsch­ordensritter:

Die Deutschordensritter stammen von einem Krankenpflegerorden, der 1190 bei der Belagerung der Festung Akko in Palästina gegründet worden war. Unter dem Hohenstaufener, Friedrich II, bekam er eine gewaltige Macht. - Übrigens war dieser Orden rein national; nur Deutsche fanden in ihm Aufnahme.-

Sein Betätigungsfeld lag einmal im Orient, später dann in Osteuropa. Hier erfüllte der Ritterorden nur noch kolonisatorische Aufgaben. Nach der endgültigen Verlegung seines Sitzes nach Mergentheim entstand hier 1526 das Ritterschloß mit seinen vielen Gebäuden. Der Orden hörte erst 1809 auf zu bestehen, als er auf Veranlassung Napoleons aufgelöst wurde.

Und nun noch etwas zum Schloß selbst:

Im Inneren stehen die Standbilder zweier Deutschordensritter. Die Schloßkirche wurde nach den Plänen des Artillerieoffiziers Balthasar Neumann, dem Erbauer des Würzburger Schlosses, er­richtet,

Das neuzeitliche Mergentheim genießt heute dank seiner vielen Heilquellen einen guten Ruf als Bad und Erholungsort. Die heilkräftigen Quellen mit ihrem Gehalt an Sulfationen, die mit dem gleichzeitig vorhandenen Natrium und Magnesium das Staubersalz und Bittersalz bilden, helfen bei Krankheiten an der Galle, der Leber, der Bauchspeicheldrüse sowie bei Verstopfungen, bei Dünn- und Dickdarmentzündungen, bei Zucker und Fettsucht.

Besonders wichtige Quellen sind die Karlsquelle, die Paulsquelle - die erst 1954 angebohrt wurde -, die Albertquelle und die Wilhelmsquelle.