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Tag 7, 25. Juni 1964

Für Donnerstag, den 25. Juni 1964, den 3. letzten Tag unserer Klassenfahrt, war eine Tagesrundfahrt mit einem Bus durch Nordseeland vorgesehen, tun von der Umgebung Københavens einen Eindruck zu erhalten.

Horst und Wolf-Dieter hatten die Rundfahrt von Kopenhagen über Hillerød, Fredensborg und Helsingør und zurück nach Kopenhagen vorbereitet. Pünktlich um 8.30 Uhr erschien ein Volvokleinbus des Viking-Busunternehmens vor unserer Jugendherberge. Nachdem wir gebührend unser modernes Gefährt bewundert hatten, ging die Fahrt los.

B64 Busfahrt Seeland

Auf einer der Ausfallstraßen verließen wir Kopenhagen in Richtung Norden. Der Fahrer, ein wahrer Hüne, entpuppte sich als sehr sympathischer Mensch. Ohne daß wir ihn darum gebeten hätten, verließ er bald die Hauptstraßen und fuhr über Nebenstraßen nach allen für den Touristen interessanten Orten, wobei er in deutscher Sprache die nötigen Erklärungen gab und noch dazu Anekdoten über Dänemark und seine Bewohner erzählte. Die Dänen sollen sich nämlich doch über den Besuch Chrustchows, der ihnen eigentlich unsympathisch ist, gefreut haben. Während dieser Tage konnte man unbesorgt die auf allen Straßen geltenden Geschwindigkeitsbeschränkungen überschreiten, denn sämtliche Polizisten waren zu dieser Zeit zu Chrustchows Schutz in Kopenhagen.

B62 Seeland Bauernhuser

Bei einem landwirtschaftlichen Freilandmuseum machten wir Station und beschauten uns das noch sehr gut erhaltene 1000jährige Bauerndorf. Dann erreichten wir Hillerød und besichtigten hier Schloß Frederiksborg. Die Geschichte der Stadt reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Heute ist die Stadt mit ihren 17.000 Einwohnern ein natürliches Zentrum im Bezirk Frederiksborg. Seitdem Christian IX, der berühmteste aller dänischen Könige, regierte, ist der Name Hillerød unlösbar mit dem Schloß Frederiksborg verknüpft gewesen. Wie ein köstlicher Juwel spiegelt sich dieses wunderbare Renaissanceschloß im klaren Schloßsee und reckt seine grünen Turmspitzen und Zinnen gegen den Himmel. Am Schloß liegt der hübsche Schloßgarten mit den alten Lindenalleen und den 300jährigen Buchsbaumhecken,

B65 Frederiksborg

Umgeben von großen Rasenflächen und alten, riesigen Platanen liegt das Lustschloß Frederiks II "Badstuen" (die Badestube), wo die königliche Jagdgesellschaften heute noch ihr Frühstück einnehmen. Doch nicht nur auf Grund seiner vornehmen Architektur ist das Schloß ein lohnendes Ausflugsziel, sondern auch die unschätzbare Sammlung ausgesuchter Kunstschätze in den unzähligen Gemächern sind einen Besuch wert.

Das national-historische Museum im Schloß, das wir besichtigten, hat mit Erfolg versucht ein umfassendes Bild von Dänemarks Geschichte zu geben, durch kostbare Sammlungen von Gemälden mit historischen Motiven und Porträts von Mitgliedern des Königshauses und durch eine Sammlung von Stilmöbeln.

In Richtung Fredensborg verließen wir Hillerød. Unser freundlicher Fahrer durchfuhr dann wieder auf wenig benutzten Landstraßen Dänemarks größten Wald "Grib Skow" mit herrlichen Aussichten und heiteren Seen, bis wir Fredensborg, die Sommerresidenz des dänischen Königs erreichten.

B70 Schloss Fredensborg

Diese kleine Stadt hat ihr Gepräge in hohem Grade dem Schloß zu verdanken, das der Rahmen für so viele wichtige Begebenheiten der Dänen gewesen war. Am berühmtesten war das Schloß wohl als Christian IX, der "Schwiegervater Europas", hier die vielen ausländischen Monarchen empfing. Auch Dänemarks jetziges, beliebtes Ehepaar hält sich häufig in Eredensborg auf. Das hübsche Schloß mit dem achteckigen Hof und seinem schönen, großen Schloßpark, der öffentlich zugänglich ist, war Ziel unserer Besichtigung.

Nun war das Ziel unseres Fahrers ein modernes Restaurant an der dänischen Riviera, dem Strand des Öresunds, nördlich von Helsingør. Hier rasteten wir zu Mittag, und unserem Fahrer überreichten wir 10 Kronen aus der Fahrtenkasse für einen Imbiß. Dann setzten wir unsere Fahrt auf dem Strandweg fort, dem Meer folgend bis zum Treffpunkt von Kattegat und Öresund in Helsingør, der Stadt Hamlets.

B71 Schloss Kronborg

Helsingør ist eine große Stadt, das Tor nach Schweden. Helsingør ist in der gesamten Literatur- und Theaterwelt bekannt, da Shakespeare den Schauplatz für seine Tragödie Hamlet nach Kronsberg verlegt hatte. Frederiks II herrliches Renaissanceschloß, das heute noch unbeschädigt auf der Landspitze am Sund liegt.

Von seinen Wällen aus konnte man mit Hilfe der Feldschlangen und Kanonen diesen wichtigen Verkehrsweg überwachen. Das Schloß selbst hat den größten Rittersaal Nordeuropas mit 62 m Länge. Schloß, Wälle und Kasematten, auf denen das Schloß gebaut ist, besichtigten wir. Dort unten, tief im Keller Kronbergs sitzt schlafend der dänische Held Holger Danske. Aber, so erzählt die Sage, wenn man Gebrauch für seine Riesenkräfte und seinen Mut hat, erwacht er aufs neue.

Nach dieser Besichtigung fuhren wir auf der wunderschönen Uferstraße zurück nach Kopenhagen, wo wir um 16:30 Uhr eintrafen.